Rückblick auf die 3. Ideenwerkstatt Schlaganfall
Das Neurovaskuläre Netz Ruhr und MedEcon Ruhr mit Unterstützung u.a. der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, Deutsche Schlaganfall Gesellschaft und Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe luden am 22. und 23. September 2023 zu einer erneuten Auflage der Ideenwerkstatt Schlaganfall im Kongresszentrum Westfalenhallen nach Dortmund ein.
Nach den beiden erfolgreichen Veranstaltungen in den Jahren 2019 und 2021, stand auch bei dieser dritten Veranstaltung die Diskussion zu den Herausforderungen und zu praktischen Lösungen im Rahmen der Schlaganfallversorgung im Fokus. Auf Basis von jeweils kurzen Impulsvorträgen diskutierten rund 85 Expert:innen aus dem gesamten Bundesgebiet an zwei Tagen lebhaft zur Umsetzung neuer Erkenntnisse aus der Wissenschaft, zu Möglichkeiten der Personalrekrutierung sowie zu Änderungen der gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen und vielem mehr.
Der Schwerpunkt am Freitag lag auf dem Management der Akutversorgung des Schlaganfalls. Bestandteile der Impulse durch die Referent:innen und der anschließenden Diskussion waren u.a. ein Update zu den aktuellen Versorgungszahlen im Hinblick auf die präklinische Schlaganfallversorgung in komplexen Metropolregionen sowie im ländlichen Raum. Die gute Botschaft: die Raten zur Thrombolyse und Thrombektomie werden in Deutschland weitgehend flächendeckend immer besser und die Zeit bis zur Einleitung der entsprechenden Maßnahmen konnte erfolgreich verkürzt werden. Der Weg dies zu erreichen ist je nach geografischer Gegebenheit sehr unterschiedlich („Drip und Ship“, „Mothership“ oder „mobile Interventionsteams“). Dennoch kann man hier voneinander lernen und noch Potentiale zur Verbesserung identifizieren, so dass der gemeinsame Austausch dazu wertvoll ist.
Die Wichtigkeit des Austausches wurde auch bei den Themen der Zusammenarbeit mit Neuroradiologie und Neurochirurgie betont. Das Zusammenwirken in den jeweiligen Neurovaskulären Netzwerken (NVN) ist grundsätzlich etabliert, aber zum Beispiel bei Blutungen zeigen neue Behandlungskombinationen (Care Bundle) und Möglichkeiten zur minimal-invasiven Therapie die Notwendigkeit zur interdisziplinären Bewertung der Fälle auf.
Am Samstag ging es dann mit dem Thema von Netzwerken in der Schlaganfallversorgung und deren Potential für Wissenschaft und Forschung und einer Diskussion um die Rahmenbedingungen weiter. Die etablierten Neurovaskulären Netzwerke und ihre Qualitätssicherung durch die Zertifizierung bieten ohne Frage eine sehr gute Basis dazu. Aber die Zertifizierung und der damit verbundene Aufwand bringt auch Diskussionen mit sich, so z.B. wie die Anforderungen im Rahmen des klinischen Alltags und der knappen zeitlichen Ressourcen umgesetzt werden können. Um in diesem Rahmen klinische Daten noch besser für Wissenschaft und Forschung zu nutzen, braucht es gute IT-Strukturen und Lösungen zu Datenschutzfragen, um – wie es treffend zusammengefasst wurde „nicht Daten zu schützen, sondern Patient:innen“.
Auch wenn die strukturellen Probleme des Personalmangels im ärztlichen und pflegerischen Bereich an vielen Stellen spezifische Lösungen brauchen, gibt es doch viele Gemeinsamkeiten. Wertschätzung und interprofessionelle Zusammenarbeit sind wichtige Faktoren, um Mitarbeiter:innen zu gewinnen und zu halten. Im Kontext der Personalgewinnung konnte der Einsatz neuer Medien und das Potential von Social Media exemplarisch aufgezeigt werden.
Impulse und Diskussionen rund um die ambulante Weiterbehandlung, Nachsorge und die Schlaganfallsekundärprävention rundeten den zweiten Veranstaltungstag ab. Bisher existiert kein anerkanntes strukturiertes Nachsorgekonzept für Patient:innen nach einem Schlaganfall, so dass an dieser Stelle weitere Forschung und gemeinsame Konzepterarbeitung unabdingbar ist.
Weiterhin viele Aufgaben also, die Prof. Peter Berlit als Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und als ehemalige Akteur im Ruhrgebiet im Rahmen seiner Dinner Speech beim gemeinsamen Abendessen sowohl für den Schlaganfall als auch für die Neurologie insgesamt zusammenfassend aufzeigte.
Fazit der Ideenwerkstatt 2023: Das diskursive Format und das breite Spektrum der Themen zur erfolgreichen Umsetzung der Schlaganfallversorgung in Deutschland wurde von den Teilnehmer:innen als gelungene Veranstaltung gesehen. Eine Fortsetzung ist notwendig und wir freuen uns auf eine vierte Ideenwerkstatt spätestens in zwei Jahren!
28. September 2023